Meine Visionen für die Energiewende in Sachsen-Anhalt (Teil 1)

Die Energiewende hat eine Schlüsselfunktion im Kampf gegen die Klimakrise. Der Anteil der Erneuerbaren muss in allen Sektoren gesteigert werden. Über die Sektorkopplung aber vor allem den Ausbau der Erneuerbaren kommen wir dem Ziel näher. Im Mobilitätssektor muss am meisten getan werden. Hier sind nur knapp 6% erneuerbar durch Elektromobilität und Biokraftstoffe. Deshalb ist das auch für mich das Thema Nummer Eins. Aber auch die Energiepolitik muss ihren Beitrag leisten. Als Ingenieurin für Erneuerbare Energien bin ich davon überzeugt das wir durch Innovationen, Speicher, Sektorkopplung, Suffizienz, Subsistenz, Netz- und Anlagenausbau die Energiewende schaffen werden. Dafür ist es auch nach 20 Jahren EEG wieder wichtig, das EEG kritisch zu durchleuchten und progressiv zu novellieren. Dafür braucht es Grüne in der Bundesregierung und Druck aus dem Bundesrat von Ländern mit grüner Regierungsbeteiligung!

Klimaschutz muss Grundsatz der Raumordnung im Landesplanungsgesetz sein! Ich kämpfe vor allem für eine dezentrale Energiewende in Bürger*innenhand. Das derzeitige EEG bevorzugt große Stromkonzerne und Netzbetreibende. Echter Wettbewerb ist Fehlanzeige im Energiesektor. Gerade die Akzeptanz ist oft Hindernis und Hürde bei Windparks, Freiflächen-Photovoltaikanlagen und Biokraftanlagen. Energiegenossenschaften, Beteiligung von Anwohnenden an Energieparks, Bürger*innenunternehmen, aktive Kommunen und Stadtwerke mit echtem Profil im Bereich der Erneuerbaren können hier Abhilfe schaffen.

Gesetzliche Hindernisse für Bürger*innenenergie, Mieter*innenstrom und Eigenversorgung im Bereich der kleinen und mittelständischen Wirtschaft sind abzubauen – im Gegenteil es muss Anreize geben seine Wohnung, sein Eigenheim oder Werkstatt bilanziell energieautark zu gestalten. Dafür muss die Sonnensteuer abgeschafft werden sowie ein konsequent vom 100%-Ziel gedachtes Strommarktdesign mit echten Vermarktungswegen für regenerative elektrische Energie sein – auch und gerade in Bürger*innenhand.

Es ist ein toller Erfolg das nun endlich Erneuerbare Energie auf Landesliegenschaften erzeugt werden können, gleiches wurde auch schon in vielen Kommunen erreicht. Der Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt muss hier aber wesentlich aktiver werden. Vor allem, da sich die Investitionen schnell amortisieren. Hier könnte das Land am Klimaschutz zusätzlich Geld verdienen. Der Öffentlichen Hand muss es jedoch auch ermöglicht werden, energiewirtschaftlich tätig zu werden. So bleiben langfristig Gewinne in der Region und die lokale Wertschöpfung wird angekurbelt. Manchmal muss dafür auch in Zeiten eines knappen Haushalts Investitionen getätigt werden, die sich jedoch auf lange Sicht auszahlen. Hierzu sollte das Kommunalrecht des Landes dahingehend verändert werden.

Mein Schwerpunkt im Studium waren Energiespeicher. Da Erneuerbare Energien fast immer volatil also zeitlich schwankend einspeisen braucht es Energiespeicher damit das Netz stabil läuft und die Stromversorgung gesichert ist. An den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt wird viel zu Speichertechnologien geforscht. Egal ob latente Wärmespeicher, Li-Ionen-Akkumulatoren, Hochenergiekondensatoren oder Schwungräder. Diese Forschung ähnlich wie die Brennstoffzellentechnik muss viel stärker gefördert und sichtbar gemacht werden. Pilotprojekte, Speicher-Cluster wie z. B. in Wittenberg, Magdeburg, Barleben oder Harz oder Professuren können hier Kettenreaktionen auslösen.

Aber wir müssen auch über die Netze reden. In Sachsen-Anhalt steht noch viel Netzausbau an. Z. B. die HGÜ-Leitung, den SuedOst-Link von Wolmirstedt nach Bayern über Bad Lauchstädt. Grundsätzlich befürworte ich den Ausbau, dieser muss aber 100% auf Erneuerbaren Energien ausgerichtet sein und darf nicht dazu führen, dass Kohle- oder Atomstrom profitieren. Wer profitieren muss sind die Regionen und die Menschen, welche von den Leitungen betroffen sind, deswegen müssen Sie beteiligt werden sowohl bei der Trassenführung als auch bei der Wertschöpfung. Virtuelle Kraftwerke und Smart Grids aber auch der Vorrang von Erdkabeln gegenüber Freileitungen sind weitere Ansätze, die ich aktiv unterstützen möchte. Viele Niederspannungs- und Mittelspannungsnetze müssen ausgebaut bzw. verstärkt werden, damit die Netzte nicht chronisch überlasten.

Ich war entsetzt als ich erfahren habe, dass die Hochschulen im Land einen schlechteren Strommix vorweisen als der Strommix für Deutschland. Man hat in der Vergangenheit versäumt Umweltkriterien für die Landesausschreibung festzulegen – so etwas darf nicht passieren. Alle Landesliegenschaften sollten mit echtem Ökostrom versorgt werden und auch bei der Wärmeenergieversorgung auf Regenerative setzen egal ob Fernwärme mit Biomassekraftwerk, Geothermie, Solarthermie oder hohem Windgasanteil. Diese Hürde scheint erstmal überwunden jedoch glaube ich das erst wenn ich dies in den Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten nachlesen kann. Die ein oder andere Dachsolaranlage auf Uni- und Hochschul-Gebäuden würde ich natürlich auch versuchen zu initiieren und in Augenschein nehmen wollen. Von Leuna, über Barleben, Magdeburg bis nach Bad Lauchstädt – Sachsen-Anhalt ist und bleibt Wasserstoffland. Egal ob Elektromobilität, Speichertechnologie oder Notstromaggregat – Wasserstoff kann vieles. Die Transformation von der Braunkohleregion hin zum Cluster für Grünen Wasserstoff muss gelingen. In Leuna entsteht 2020 eine Testanlage für Wasserstoff-Elektrolyse zusammen mit Linde und dem Fraunhofer aus Halle. Grün ist der Wasserstoff nur wenn zur Elektrolyse 100% elektrische Energie aus Erneuerbaren Energien eingesetzt werden. Gerade am Raffinerie- und Industriestandort Leuna ergibt diese Umstellung Sinn. Die Nationale Wasserstoffstrategie muss nun umgesetzt werden und grün umgesetzt werden. Die Hochschulen im Land forschen intensiv am Thema – Forschungsprojekte und Förderrichtlinien könnten trotzdem noch mehr im Land aufgesetzt werden. FuelCon in Barleben ist da schon etwas weiter aus Wasserstoff wird mithilfe von Brennstoffzellen elektrische Energie erzeugt z. B. für den Automotivbereich. Die Firma hat viele Aufträge und stellt viele neue Mitarbeitende an. Die Energie- und Mobilitätswende ist und bleibt eine Jobmaschine für Sachsen-Anhalt!